Liebe Mittragende in Sachen Herz Jesu!

Zuerst – vor den Weihnachtsgrüßen – eine bemerkenswerte Rückmeldung des Direktors der Finanzkammer der ED Wien, Josef Weiss, die wir unten in Kopie übermitteln. Anlass war ein Schreiben von mir, Klaus, an die Finanzkammer, brieflich übermittelt am 19.12.2023, in dem ich auf einen ORF-Beitrag „Nachleben von Kirchen“ doch für mich recht emotional reagiert habe und das hier gelesen werden kann! Danke für den Hinweis auf diesen ORF-Beitrag! Das Zusammentragen derartiger Informationen ist sehr wesentlich! Hier nun die Antwort von Dir. Josef Weiss vom 21.12.2023:

Ihr Schreiben vom 19. Dezember hat mich erreicht. Danke für Ihre konstruktiven Hinweise! Das Vorhaben „Aufgabe, Weiterverwendung, Umnutzung…“ des Kirchengebäudes und aller Gebäudeteile ist in Bearbeitung. Die Prüfung aller Möglichkeiten ist noch nicht abgeschlossen. Konkrete Vorschläge werden – nach sorgfältiger Prüfung von möglichen Auswirkungen – dem Bischofsrat zur Entscheidung vorgelegt. Ich darf Ihnen versichern, dass dieser Prozess sehr ausbalanciert und erfahrungsgemäß in mehreren Entscheidungsvorlagen durchgeführt wird. Ich werde auch die anderen involvierten Personen von Ihrem Schreiben in Kenntnis setzen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr!

Herzliche Grüße

Josef Weiss

Ein zweites: Ich habe vor rund einer Woche den Text des Gemeindebriefs von Herz Jesu und das Schreiben von St. Michael an die NÖN übermittelt (Redaktionsleiter Hr. Dworak). Ungewöhnlicherweise  findet sich in der letzten NÖN/Mödling vom 20.12.2023 kein Bezug zur Sache Herz Jesu und zu den beiden Schreiben. Weihnachtsfriede – oder? Hier nachzustoßen kann durchaus sinnvoll sein …

Und nun wünschen wir euch ein gesegnetes Weihnachtsfest:

Kündet allen in der Not:
Fasset Mut und habt Vertrauen …
Allen Menschen wird zuteil
Gottes Heil!
(GL 221)

Auflösung der Mödlinger (Teil-)Pfarren, Verkauf (und Abbruch?) der Liegenschaft Herz Jesu

Ende Oktober 2023 wurde die (Teil-)Pfarrgemeinde Herz-Jesu in Mödling überraschend informiert, dass eine Auflösung ihrer Pfarr(-teil-)gemeinde und der Verkauf der pfarrlichen Liegenschaften in der Maria-Theresien-Gasse bzw. Ungargasse angedacht sind und schon beschlossen scheinen. Nach Aussage div. Funktionsträger ist wahrscheinlich der Abbruch des Gebäudekomplexes damit verbunden. Ein Vorhaben, das offenbar in weitgehender Unkenntnis lokaler Gegebenheiten und Notwendigkeiten geplant wird. Informative und offene Gespräche mit den Betroffenen haben im Vorfeld nicht stattgefunden und sind u. W. derzeit nicht geplant. Die Medien haben von dem einschneidenden Vorhaben berichtet, allerdings auf Basis der offiziösen und daher einseitigen Aussendung der Erzdiözese Wien. Und dies erfordert eine Ergänzung bzw. Gegendarstellung seitens der betroffenen Pfarrangehörigen. Und: Der Widerstand in der Pfarre Herz Jesu gegen dieses von etlichen als „brutal“ bezeichnete Vorhaben ist deutlich zu spüren!

Aus pastoraler und gemeindepolitischer Sicht würde die endgültige Zerschlagung der pfarrlichen (Teil-)Gemeinden – auch St. Michael ist von den Vorhaben betroffen! – und vor allem der Verkauf der gesamten Liegenschaft zur weiteren Aufsplitterung der Kirchenbesucher führen, viele werden in der Folge vor allem das Angebot der Internet- und Fernsehmessen nutzen – Gemeinschaft kann so nicht gelebt werden! Gegen das Angebot, in der räumlich begrenzten Krankenhauskapelle den vormittäglichen Sonntagsgottesdienst zu feiern, gibt es sehr begründete hygienisch und gesundheitlich begründete Argumente auch von ärztlicher Seite. Die zahlenmäßige Präsenz in den Gottesdiensten, in der „Kirche“ sinkt daher insgesamt wohl weiter. Von einer „Bündelung und Stärkung der Kräfte“ kann daher keine Rede sein!

Dieses Vorhaben steht insgesamt im Gegensatz zur verbal beschworenen „Sicherung der Lebendigkeit unseres christlichen Glaubens und der [Sicherung] unseres Dienstes für alle Menschen, die hier leben“, und widerspricht dem Prinzip der Subsidiarität. In der Schöffel-Stadt werden so mögliche „zukunftsfeste Strukturen“ vernichtet. Den Glauben hier zu leben, das wird dann für viele – vor allem für ältere Menschen – zum überaus herausfordernden Hindernislauf. Vom Zentrum Mödlings mit der am Berg gelegenen Pfarrkirche St. Othmar sehen sich die Menschen in der Schöffel-Stadt durch die imaginäre „Stadtmauer“ der Südbahn deutlich getrennt. Die historisch tradierte Geringschätzung der „Bewohner unter der Bahn“ ist noch immer nicht überwunden. Das Leben in christlicher Gemeinschaft wird in diesem Stadtteil so zum „Nischenprodukt“, zu Fuß wäre wohl noch das Missionshaus St. Gabriel zu erreichen, andere soziale und gemeinschaftliche (Bildungs-)Angebote (z.B. Seniorenrunde, Bibelrunde, Kindergruppen, Bildungsvorträge, Männer- und Frauenrunden …) sind wie die meisten Angebote dann
wohl ohne Auto nicht zu erreichen – dies alles ist sicherlich nicht im Sinne päpstlicher Rundschreiben!

Und es ist zu befürchten, dass die oben geschilderte autoritär wirkende Vorgangsweise – von „oben“ herab – zu weiteren Austritten führen wird.

Das heißt, das Fehlen gut erreichbarer und nahe gelegener gemeinschaftlicher Räume für kirchliche Bildungsangebote, für das Pfarrcafé oder für soziale Aktivitäten (zB für die Seniorenrunde) in der Schöffel-Stadt führt zu Isolation und Frustration der Gemeindemitglieder. Kirche kann so nicht als
„Heimat“ erlebt werden, die Aufgabe der Kirche, „nahe am Menschen zu sein“, wird dadurch ad absurdum geführt. „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute (…)“ (Pastorale Konstitution GAUDIUM ET SPES – Über die Kirche in der Welt von heute, 1) zu teilen, das muss auch für die Schöffel-Stadt gelten!

Nicht zuletzt hatte die Gründung der Pfarre Herz Jesu im Jahre 1925 und die Umwidmung der
damaligen Kinderheimkapelle in der Maria-Theresien-Gasse zur Pfarrkirche das Ziel, Menschen in
schwierigen Situationen in pastoraler und vor allem auch in sozialer Hinsicht zu unterstützen, sie zu stärken und so als Kirche für alle gut erreichbar und vor Ort präsent zu sein. Die Absurdität der
geplanten Schließung der Herz-Jesu-Kirche und des Verkaufs des Kirchenareals wird auch dadurch
deutlich, wenn man bedenkt, dass die Mödlinger Schöffel-Stadt der – was die Bevölkerungsanzahl
betrifft – am stärksten wachsende Stadtteil Mödlings ist!

Finanzielle Überlegungen spielen bei der Auflösung der pfarrlichen Gemeinden und dem Verkauf der Immobilien seitens der Erzdiözese Wien offenbar eine zentrale Rolle. Entgegen mancher Annahmen bilanziert die „Pfarre Herz Jesu“ an sich ja derzeit (2023/11) so wie in den vergangenen Jahren positiv.

Aber: Die Pfarrgründung von Herz-Jesu wurde 1925 von der Steyler Missionsgesellschaft (St. Gabriel) erst mit hohen Geldsummen finanziell ermöglicht (u.a. Abgeltung der Stolgebühren). Müsste dieser Betrag nicht ehrlicherweise nun wieder an St. Gabriel zurückgezahlt werden?
Dazu kommt, dass seitens der Erzdiözese der Denkmalschutz offenbar nicht ge- und beachtet wird,
wenn immer wieder vom Abriss der historisch und architektonisch wertvollen Gebäude (Theresiensaal [1909], Herz-Jesu-Kirche [Arch. Franz André, Ausstattung u.a. von Hermann Bauch, 1971]) die Rede ist.

Dabei wäre es durchaus u.a. eine zielführende Möglichkeit, nur den östlichen Teil der Gesamtfläche von rund 3400 m2 zu verwerten und die Herz-Jesu-Kirche, den Theresiensaal und das Pfarrgebäude in der Maria-Theresien-Gasse künftig für pastorale und kulturelle Aufgaben zu adaptieren. Und: Derzeit fehlt in Mödling eine weitere dem Theresiensaal entsprechende Veranstaltungslocation, ein Saal ähnlich der Größe der Herz-Jesu-Kirche ist in Mödling u. W. nicht vorhanden.

Es ist zu hoffen, dass in weiteren Gesprächen ein von allen Betroffenen akzeptierbarer Kompromiss zwischen sinnvollen pastoralen Zielsetzungen und überregionalen ökonomischen Gegebenheiten gefunden werden kann und so die seitens der Erzdiözese angedachte Zerstörung von wertvollem Kulturgut und von Grünflächen in der Mödlinger Schöffel-Stadt verhindert wird.

Dr. Klaus und Mag. Elisabeth Pollheimer, 2340 Mödling,
im Namen vieler Pfarrangehöriger – 9.11.2023

E. & K. Pollheimer

E. & K. Pollheimer

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